Neues aus dem Pater-Rupert-Mayer-Zentrum

Das Kunstatelier im PRMZ

Das Kunstatelier im Internat ist für 12-15 Kinder und Jugendliche des Pater-Rupert-Mayer-Zentrums ein fester Bestandteil des Wochenablaufs geworden. Es gibt ihnen die Möglichkeit, sich ein- bis zwei Stunden pro Woche künstlerisch auszutoben. Das geschieht in einem Rahmen, wo individueller Ausdruck der inneren Prozesse und des emotionalen Zustands im Vordergrund stehen.

Ich möchte ein wenig über meiner Arbeit als Kunsttherapeutin im PRMZ seit November 2022 berichten:

Ich durfte die Weiterentwicklung der Schüler*innen über das Schuljahr begleiten - nicht nur im sozialen Miteinander, sondern auch in ihrer nonverbalen Kommunikation sowie in ihrem künstlerischen Ausdrucksvermögen. Ich motiviere die Kinder und Jugendlichen, ihre  motorischen Fähigkeiten zu erproben, neue Techniken und Materialien auszuprobieren, immer mit meiner Unterstützung, aber mit der Ermutigung, alles erstmal selbst auszuprobieren.

Die Kinder kommen sehr gerne ins Kunstatelier und es macht mir große Freude, dieses Angebot machen zu dürfen. Hier ein paar Beispiele über die Arbeit einiger Schüler*innen im Kunstatelier:

Anfang des Jahres waren manche der Schüler*innen noch etwas vorsichtig im Umgang untereinander, mittlerweile sind sie selbstbewusst, neugierig, fragen nach und kommen mit ihren Mitschüler*innen in den Austausch. Oft ist eine große Ruhe im Raum zu spüren, eine völlige Vertiefung in die künstlerische Betätigung.

Bei einer Schülerin (10 J.) habe ich mit viel Freude Entwicklungen im motorischen Durchhaltevermögen und im Geduldsvermögen beobachten können. Sie traut sich, eigene Kreationen ohne Vorwissen auszuprobieren. Ich ermutige sie, dass das was sie macht genau so schön und wertvoll ist, wie das der anderen Kinder, auch wenn es manchmal vielleicht anders aussieht. Anfangs war es bei ihr mit sehr viel Frust verbunden, wenn etwas nicht gleich geklappt hat; inzwischen traut sie sich viel mehr zu und gibt nicht mehr so schnell auf. Sie kommt mit einem Lächeln im Gesicht ins Kunstatelier und hat Spaß am gemeinsamen Arbeiten.

Manchmal zeige ich den Schüler*innen etwas, das ich vorbereitet habe, mit einem Beispiel, was man mit einem bestimmten Material machen kann. Es gibt auch Schüler*innen, die jede Woche das gleiche machen möchten (oder nach dem gleichen Schema). Viele zeichnen gerne ihre Lieblingsfiguren aus Zeichentrick oder Animes, eine Bestätigung der aktiven Auseinandersetzung mit den eigenen Interessen, oft kommen sie darüber mit anderen in Austausch.

Ein Schüler (12 J.) zeigt  extrem hohe Kreativität, Ausdrucksvermögen und motorische Fähigkeiten. Er kreiert innerhalb einer Stunde meist mehrere ausdrucksvolle Experimente, probiert neue, meist selbst ausgedachte Techniken aus. Manchmal laufen sie nicht wie geplant, aber er lässt sich anregen, wie man damit umgehen kann oder was man verändern könnte. Er sagt immer wieder, dass es “echt cool” ist, hier zu sein.

Ein weiterer Schüler (15 J.), der nicht spricht, hat im Atelier eine besondere Verbindung zu einem anderen, sehr hilfsbereiten Schüler (13 J.) gefunden. Sie malen manchmal zusammen mit dem gleichen Stift und strahlen beide freudig dabei.

Eine Schülerin (16 J) malt mit 10 Stiften gleichzeitig in einer Hand, dabei mit selbst gefalteten Origami-Fingerkappen. Sie hat ein ausgeprägtes künstlerisches Talent und ein Gefühl für Ästhetik. Sie fordert sich oft selbst heraus und hat zunehmend mehr Geduld mit sich und fragt mich, wenn sie selbst etwas nicht weiß oder einschätzen kann. Sie arbeitet gerne mit sehr verschiedene Materialien und Techniken.

Ansonsten zeige ich den Schüler*innen, was es die Woche an neuen Möglichkeiten gibt, und wie man damit arbeiten kann, gebe ihnen bei Unsicherheit Ideen. Die Möglichkeit auf Leinwand oder Stoff zu malen wird von manchen Schüler*innen gern angenommen, z.B. um für Familienmitglieder und Freund*innen Geschenke zu basteln.

Da das Level an motorischen Fähigkeiten so unterschiedlich ist, gebe ich meist kein bestimmtes Vorgehen vor, da die Schüler*innen oft selbst kreativ werden. Sie verarbeiten dabei ihren Tag, wirken in ihrer Arbeit regulierter, sie beruhigen sich selbst in der handwerklichen Tätigkeit. Ich ermutige die Schüler*innen zu sagen, wenn ihnen etwas zu laut, zu nah oder unangenehm ist. Sie wissen, dass sie stets sagen dürfen, was sie brauchen.

Besonders gerne arbeiten die jüngsten Schüler*innen aus der Grundschule (1. Klasse) mit Ton und Modelliermasse. Ton fängt Emotionen ab und ist z.B. bei Stress und Überbelastung eine gute Möglichkeit Gefühle zu verarbeiten und die Welt buchstäblich mit eigener Hand zu bauen. Hat ein*e Schüler*in Ärger oder Frust, so biete ich die Möglichkeit zum Arbeiten mit Ton an, oder alternativ das Weben oder Biegen von bunten Pfeifenreinigern

Sehr beliebt sind bei sehr vielen Schüler*innen auch sogenannte Kratzbilder, die durch das Wegkratzen einer schwarzen Schicht, Regenbogenpapier zum Vorschein kommen lassen.
 
Der freie Ausdruck des Selbst in einem geschützten Rahmen sehe ich als wichtigen Baustein in der Entwicklung von jedem Menschen und möchte den Kindern im Pater-Rupert-Mayer-Zentrum gerne weiterhin diese Möglichkeit bieten.

Das Kunstatelier wird über Spenden finanziert.
Ganz herzlichen Dank für Ihre Unterstützung - Sie machen das möglich!

Regensburg im Juli 2023

Maressa McConkey (Kunsttherapeutin)

 

Hier ein paar Werke der Schüler*innen: